Sonntag, Juni 03, 2007

Ruhe

Nachdem ich jetzt einige Jahre auf der Suche war, nach der Substanz hinter vagen Phantasien - dadurch zunächst beim Stammtisch und dann in der SZ gelandet (oder gestrandet?) bin - ist in diesem Bereich endlich Ruhe eingekehrt.

Ich habe gewagt mich in der Szene umzuschauen, ich habe Menschen kennengelernt, ich habe gelacht und diskutiert und gefragt und hinterfragt - und auf einmal ist der Diskussionsbedarf erschöpft.

Mein Weg vom Traum zur Realität war ein gemächlicher auf dem ich immer wieder Pausen einlegte. Ein Ziel hatte ich nie vor Augen - es war eher das Treiben lassen und das sich einlassen wenn Zeit, Ort und Gelegenheit sich boten. Nie hatte ich das Gefühl "jetzt" müsse es aber endlich passieren oder ich würde etwas verpassen, wenn ich nicht jetzt endlich einen Anfang mache.
So liegt der Anfang schon ein ganzes Weilchen zurück und dauert doch noch an. Und doch habe ich ein Ziel erreicht - ohne es anzustreben. Ich habe für mich herausgefunden, welche Facetten im Prinzip diejenigen sind, die für mich stimmen. Dabei geht es weniger um Praktiken oder die Umsetzung eines konkreten Kopfkinos als um das Gefühl des gemeinsamen Erlebens.

Fast bin ich ein wenig beruhigt, dass dies wenig mit "Lebenseinstellung" zu tun hat, noch weniger damit, dass ich mich jetzt selbst als "Sub" oder "Bottom" sehen würde - ich habe lediglich eine Bereicherung erfahren, neue Erlebniswelten erschlossen.

Dabei fühle ich mich in der SZ immer noch wie der Korken auf dem Wasser - ich passe nicht, nicht ins Bild und nicht ins Schema - weder im Hinblick auf SM noch sonst irgendwie. Meine Erwartungen an mich selbst haben sich erfüllt, trozt vieler gelesener Informationen, trotz zahlreicher Diskussionen bin ich immer noch unverändert ich selbst. Keine Erleuchtung kam über mich, keine Erkenntnis hat mich auf den (für mich) rechten Weg gebracht. Menschen die von sich als "Dom" oder "sub" sprechen sind mir immer noch ein wenig suspekt, aber ich kann es besser stehen lassen.

Meine Erfahrungen mit der SZ sind im großen und ganzen gute. Ich habe eine Menge Menschen kennengelernt - ein paar davon sind sogar richtige Freunde geworden. Ihre Funktion als Partnervermittlung (nicht offiziell - aber unübersehbar) hat sie bei mir nicht erfüllt - und ich glaube auch immer weniger, dass ich in der SZ - oder über die SZ - einen Menschen finden werden, der zu mir passt, weil der Fokus zu klar gesetzt ist - und mir dieses Spotlight auf einen Menschen einfach zu wenig ist. Zu viele Doms und Subs sind unterwegs - und ich suche keinen Dom - sondern nach wie vor und wie immer schon einen Menschen - in erster und in jeder anderen Linie.

Ich bin kein Szenegänger und ich werde es wahrscheinlich auch nicht mehr, wenn dann bin ich bestenfalls ein Szene-gelegenheitsbesucher. Zur Zeit allerdings finde ich schon Stammtischbesuche anstrengend - nicht weil ich die Leute nicht mag, aber weil auch hier der Grund des Zusammentreffens schlussendlich nur ein kleiner Teilaspekt des Lebens ist - selbst wenn über alles nur nicht über SM geredet wird.

Diese Ruhe die jetzt eingekehrt ist macht mich auch frei meinen SM zu leben, völlig unabhängig von Klischees und Definitionen. Dankbar bin ich trotzdem für die vielen Informationen und die Menschen von denen ich sie habe - ohne die ich nie gewagt hätte dieses Neuland zu betreten.

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