Freitag, März 28, 2008

Im Zweifelsfalle

ist’s eine Falle
und Vorsicht ist geboten
die Schilde hoch
das Schwert gezogen
zum Angriff geblasen
das Gelände sondiert
und strategisch geschickt
die Hügel besetzt
die Hohlwege gesäumt
die Stolperstricke gespannt
die Pecheimer gefüllt

Im Zweifelsfalle
schießt man gleich scharf.
Im Zweifelsfalle
gibt es keine weißen Fahnen
im Zweifelsfalle
ist tot, wer sich bewegt
im Zweifelsfalle
Grabenkrieg statt Waffenstillstand
im Zweifelsfalle
ist’s eine Falle

Im Zweifelsfalle
Untergrundkämpfer
ohne Erfolgsaussicht
Prinzipien hochgehalten
über Leichen gegangen
unter die Gürtellinie gezielt
den Feind verwundet
gelabt an seinem Blut
und selbst vor Heldentum
aus dem letzten Loch geröchelt

Im Zweifelsfalle
hat man immer Recht
im Zweifelsfalle
haben immer andere schuld
im Zweifelsfalle
wollen sie einem ans Leder
im Zweifelsfalle
lieber leiden als reden
im Zweifelsfalle
wie ein Held gestorben
im Zweifelsfalle
ist’s eine Falle

Im Zweifelsfalle
gegen den Angeklagten
Indizien
notfalls konstruierte
und Zeugenaussagen
notfalls geworbene
ist mehr als man braucht
Keine Verhandlung
das Urteil ist gesprochen
Im Zweifelsfalle
bist du schuldig

und damit TOT

(c)dare_or_not 03/2008

Samstag, März 22, 2008

Willkommen in der Tagesstätte.


Jeder der hereinschneien mag ist herzlich willkommen. Er suche sich im Eingangsbereich einen Haken mit einem bunten Bildchen aus und kann dort alle seine Schätze präsentieren.

Was kann man bei uns tun:

Man kann sich einfach ein Plätzchen suchen und gar nichts tun

Man kann bunte Bildchen in der Fotoecke an die Wand pinnen und sich mit anderen über die Bilder unterhalten. Mehrmals täglich finden Wahlen zum schönsten Bild statt, das dann an der Eingangstür präsentiert wird.

Man kann in der allgemeinen Plauderecke fast jedes beliebige Thema anschneiden – damit nicht alle völlig durcheinanderreden gibt es kleine Sitzgruppen zu bestimmten Themenfeldern. Manchmal mag es sein, dass man sein Thema nicht so ganz an der richtigen Stelle einbringt, dann kommt eine freundliche Mitarbeiterin und zeigt einem welches der richtige Platz für dieses Thema ist.

Man darf der freundlichen Mitarbeiterin deshalb nicht gegen das Schienbein treten. Das ist ärgerlich – aber leider nicht zu ändern.

Man kann in den verschiedenen Themengruppen wild und laut streiten – leider darf man den Deppen der da meint mitdiskutieren zu wollen nicht Depp nennen, man darf auch nicht sagen, dass man von anderen weiß, dass die auch wissen dass das ein Depp ist und dass der Depp auch nur Deppen als Freunde hat. Man darf den Deppen nicht anspucken und man darf ihm keine scheuern, obwohl das ja wohl das mindeste ist, was man in einer Diskussionsrunde dürfen sollte. Will man es trotzdem tun, so sollte man tunlichst darauf achten, dass es so aussieht als wolle man ihm freundlich eine Haarsträne aus dem Gesicht streichen oder eine Krümel von der Kleidung wischen. Leider sind die Mitarbeiter (auch Aufseher genannt) inzwischen dahintergekommen – und auch dieser Spaß ist leider vorbei.

Wenn man keine Lust hat in den Themengruppen mitzudiskutieren gibt es noch eine ganze Menge Nebenräume mit ganz besonderen Themen oder auch solche, die es ohne Aufseher versuchen wollen. Bei den meisten Nebenräumen kann man läuten und um Einlass bitten, bei dem einen wird man eingeladen – was aber eine Farce ist, weil die nämlich nur Leute wollen, die mit ihnen über die Themengruppen ablästern wollen – das weiß schließlich jeder, der mal durch das Loch in der Wand (gut getarnt) geguckt hat.

Wenn es einem ganz langweilig wurde konnte man auch mal in die eine oder andere Themengruppe gehen und danach im öffentlichen Raum mal erzählen wie das da so war. Das war immer besonders lustig und hat jede Menge Spaß gemacht. Dabei war es wichtig nebenher mit allen möglichen Leuten zu flüstern und ihnen streng vertrauliche Dinge über andere zu erzählen, damit sie sie weitererzählen. Was am Ende dabei herauskam war immer wieder köstlich. Ganz toll ist es wenn dann jemand, über den man endlich mal die Wahrheit erzählt hat, natürlich völlig anonym, rausgestürmt kommt und schreit dass das eine Unverschämtheit sei. Das waren noch lustige Zeiten. Man konnte völlig unschuldig tun, oder ihm sagen, dass nur getroffene Hunde bellen, oder ihm raten doch zu heulen. Danach hat man sich dann lang und breit darüber austauschen können, dass die Wahrheit doch die Wahrheit bleiben muss.

Jetzt hat die Leitung der Tagesstätte doch tatsächlich diesen Spaß verboten – bloß wegen so ein paar Nörglern, die ja schon beleidigt sind wenn man sie blöde Kuh nennt.

Das musste natürlich erst einmal in großer Runde besprochen werden. Es gab ja schließlich auch eine Menge dazu zu sagen. Vor allem, weil diese ewig scheißfreundlich wirkenden Aufseher einen jetzt tatsächlich in die Ecke stellen dürfen. Man stelle sich das vor – in einer Tagesstätte – in die Ecke stellen, ja wo sind wir denn hier. WIR sind die Tagesstätte und wem’s nicht passt, der soll die Klappe halten, das war schon immer so - das wir sich nicht ändern. Das ist natürlich nur erfunden worden, weil die Aufseher, die ja sonst nix zu tun haben, sich langweilen und weil die eh alle machtgeile Geier sind haben sie die Leitung unter Druck gesetzt, damit sie endlich mal was machen können. (Ach – ich glaub das Gerücht hatten wir noch nicht)

Jetzt wollen die doch tatsächlich eine Tagesstätte in der man bloß noch Bilder ausstellen darf, seinen Schätze präsentieren und sich über langweilige Sachthemen unterhalten. Und der Deppenschutz, nicht zu vergessen – wo hat man so was schon gehört –die haben einen Mimosen- und Deppenschutz eingeführt. Die werden sehen was die davon haben, da könne sie so lange Leute in die Ecke stellen, bis alle ihre Bilder mit nehmen und gar nicht mehr kommen. Die werden sehen, was die davon haben – wenn dann alle gegangen sind.


Also die 10 die es betrifft.

Freitag, März 21, 2008

12.11.2007-21.03.2008

An manche Dinge gewöhnt man sich. Manche Dinge lernt man schätzen. An manchen Orten trifft man Menschen, die man sonst niemals getroffen hätte - und lernt sie in der Zusammenarbeit kennen und schätzen. Manchmal ist es auf der Arbeit lustiger als auf der Party.

Manchmal zerreisst es einem das Herz wenn man sich verabschieden muss - mehr noch dann, wenn man eigentlich nicht gehen will, wenn man sich eigentlich am richtigen Ort wusste, wenn der Austausch mit Menschen in den man dort im Rahmen seiner Arbeit trat bei weitem nicht immer erfreulich, aber doch in der Masse erfolgreich war. Manchmal möchte man nicht gehen, weil einem eine Aufgabe am Herzen liegt, weil man sie gerne macht und weil man sie auch gut macht.

Manchmal muss man trotzdem gehen - und dann entstehen kryptische Texte wie dieser.

Ein bißchen Naivität

"Meine Güte bist du naiv!"

Meist steckt in diesem Satz eine Wertung - meist ist sie nicht positiv. Jemanden als naiv zu bezeichnen wird oft gleichgesetzt mit mangelndem Realitätssinn, mit mangelndem Reflexionsvermögen, mit dem Vorwurf mit Scheuklappen durch die Welt zu laufen oder wahlweise mit einer rosaroten Brille. Naive Menschen lassen sich leicht austricksen, sind angreifbar, übertölpelbar und bisweilen leicht vorführbar.

Die Synomyme für "naiv" bilden ein weites Wortfeld und schließen mannigfaltige Deutungen mit ein,
Auf der "Haben-Seite" nach meinem Empfinden: natürlich, unbefangen, treuherzig, arglos, gutgläubig, kindlich, ohne Hintergedanken, unbedarft

Auf der "Soll-Seite" nach meinem Empfinden: ahnungslos, kritklos, nichtsahnend, unfertig, unkritisch, einfältig, unreif

Ich möchte mich mehr der "Haben-Seite" zuwenden, dem was ich an Naivität bestechend finde und dem was ich mir selbst an Naivität erhalten möchte.

Denn manchmal bin ich arglos ohne einfältig zu sein, manchmal bin ich gutgläubig ohne kritiklos zu sein, manchmal bin ich unbedarft ohne nichtsahnend zu sein - und am liebsten möchte ich natürlich, unbefangen und ohne Hintergedanken an meine Mitmenschen herantreten. In diesem Sinne pflege ich meine Naivität.

Meine Naivität möchte ich mir erhalten - sie erleichtert mein Leben, sie lässt mich vom Guten ausgehen ohne das Schlechte zu leugnen. Sie macht es mir möglich Positives zu nutzen ohne deswegen Negatives zu übersehen.
Meine Naivität hat dazu geführt, dass in meinem Leben Freundschaften noch niemals im erbitterten Streit auseinandergegangen sind - weil ich niemals einen Grund sah die Ansischten oder Einsichten oder Verhaltensweisen eines Freundes derart zu kritisieren, dass darüber ein Streit entbrannt wäre. Sicherlich sind manche Freundschaften auseinandergegangen, aber eher schleichend, weil die Lebenswege sich auseinanderentwickelten und weil die Gemeinsamkeiten schwanden - niemals weil die Differenzen zunahmen. Eine Entwicklung von Menschen die ich schätze weg von dem, was ich für richtig oder wichtig erachte, hin in eine Richtung, die ich persönlich für nicht positiv halte, führt nicht dazu, dass ich mich persönlich angegriffen fühle, sondern lediglich zu einem loslassen meinerseits. Das heißt nicht im mindesten, dass ich nicht mit meinen Freunden hitzige Diskussionen führen kann - meist sogar die besten überhaupt.

Meine Naivität führt auch dazu, dass ich generell erst einmal davon ausgehe, dass Menschen, die sich zusammenfinden auch ein ähnliches Ziel haben. Dabei nehme ich in Kauf, dass dies nicht für alle zutrifft, aber ich suche nicht nach denen, die eventuell Störenfriede sein könnten, sondern beschäftige mich mit denen, von denen ich glaube, dass sie die gleichen Ziele verfolgen wie ich. Dies ist für mich ein "Energiesparmodell" - es enthebt mich der Notwendigkeit mich mit potentiellen Problemen zu sehr zu beschäftigen, es enthebt mich auch der Notwendigkeit überall in meinem Leben "Sicherheitskontrollen" und sonstige "Überwachungsmaßnahmen" zu installieren. Die Kosten/Nutzen Rechnung ist dabei für mich ganz einfach. "Welche Energie muss ich in die Problempropyhlaxe stecken" versus "welchen Schaden kann das potentielle Problem bei mir überhaupt anrichten". Meist ist der potentielle Schaden nicht so hoch, dass sich hohe Sicherheitszäune lohnen würden.

Meine Naivität führt allerdings nicht dazu, dass ich breit gefächert jedem Menschen um den Hals falle und ihm im übertragenen Sinne meine Bankverbindung aufnötige. Aber sie lässt mich auch mit manchen persönlichen Dingen sehr offen umgehen, da ich glaube, dass Offenheit der beste Schutz vor Attacken aus dem Hinterhalt ist.

Manchmal mache ich mit meiner Naivität Erfahrungen, die mich Staunen lassen, dann wenn Angriffe aus unerwarteten Richtungen oder in unerwarteter Schärfe kommen. Dann heißt es innehalten und einen Moment verharren die Arglosikeit beiseite zu schieben und wahrzunehmen was überhaupt passiert.
Die Grenzen meiner Naivität sind da erreicht, wo man versucht mir Dinge überzustülpen, die mir nicht gehören. Ich ziehe bei weitem nicht arglos und unkritisch jeden Schuh an, den irgendjemand in den Raum stellt. Ich sehe mich durchaus in der Lage meine Position deutlich zu aritkulieren. Wenn der Versuch eine Einigung, oder zumindest gegenseitiges Verständnis zu wecken, auf der kommunikativen Ebene nicht klappt finde ich das durchgängig schade - weil ich wie Eingangs schon gesagt gerne an das Positvie glauben mag. In diesen Fällen wünsche ich mir einen Rückzug auf die neutrale Ebene - eine Art "Nichtangriffspackt" - kein Ignorieren, aber ein sich aus dem Weg gehen. Meistens funktioniert dies gut - vielleicht weil ich manchmal naiv bin.

Für mich ist deshalb "Ein bißchen Naivität" eine Lebenseinstellung, die ich für mich persönlich als passend erachte.


Montag, März 03, 2008

Verschwörungstheorien

Manches passt nicht wirklich in die SZ - deshalb steht es hier. Auf der Suche nach einem passenden Vergleich fiel mir ausgerechnet diese unsägliche Geschichte mit den Wundersaft ein, die mich stundenlange Diskussionen gekostet hat.....

Kennt ihr Noni-Saft?

Noni-Saft hilft gegen... äh alles. Er stammt von einer Frucht die irgendwo nirgendwo wächst und zwar nur dort.

Noni-Saft wird im Schneeball-Vertriebssystem verkauft und kostet – äh – nach Bundesgesundheitsministerium – zuviel, sogar für einen außerordentlich guten Fruchtsaft.

Nun gibt es einen Menschen, der mir ernsthaft versichern wollte das Statement des Bundesgesundheitsministeriums ginge auf eine Verschwörung der Pharmaindustrie zurück, die um ihre Absatzmärkte fürchte. Aha!

Das ist weiter nicht schlimm, schlimm ist viel eher, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die dies glauben – und am allerschlimmsten ist, dass diejenigen die so charismatisch darlegen können, dass die böse Pharmaindustrie nicht will, dass von Fußpilz bis Herzinfarkt, von Pickel bis Krebs alles geheilt werden kann, sich eine goldene Nase daran verdienen – mit Fruchtsaft.

Auf der anderen Seite gestehe ich, diese Menschen, die sich eine goldene Nase verdienen, sind alles nur nicht dumm. Überhaupt sind Menschen, die erfolgreich Verschwörungstheorien verkaufen selten dumm – das ist manchmal ärgerlich. Aber so richtig ärgerlich wird es, wenn dumme Menschen diesen intelligenten Menschen glauben und ihrerseits die Verschwörungstheorien weitertragen. Diesen dummen Menschen ist nämlich nicht zu helfen, man kann mit ihnen nicht diskutieren, sie sind keinen Argumenten, nicht einmal dem Beweis des Gegenteils gegenüber aufgeschlossen. Diese dummen Menschen, wissen nämlich von den intelligenten Menschen, dass das alles nur Versuche sind sie von der Wahrheit abzubringen – deswegen denken diese Menschen leider nicht mehr selbst nach, sondern glauben, dass es besser sei, wenn sie das denken – nein nicht den Pferden – aber doch diesen ach so informierten, verfolgten und bedrängten Hütern der Wahrheit überlassen.

Manchmal braucht es noch nicht einmal die Möglichkeit sich eine goldene Nase verdienen zu können, manchmal reicht ein wenig Ansehen und sei es nur virtuelles, um intelligente Menschen dazu zu bewegen Verschwörungstheorien zu verbreiten. Sie verweisen dann gerne auf vermeintlich unterlaufene Menschenrechte, auf drohende Diktatur oder Einschränkung der Meinungsfreiheit . Sie suchen sich Anlässe und proklamieren den Untergang – entweder der Welt oder auch nur der virtuellen Existenz, schüren Ängste und zündeln ein wenig mit explosiven Schlagwörtern herum.

Meist genügt es, in einen gelangweilten Haufen nur einen kleinen Funken zu werfen, um ein loderndes Feuer zu entfachen und es wird hinter jeder Ecke ein Scharfschütze vermutet, der es nur darauf angelegt hat, das eigene erbärmlich kleine virtuelle Leben aus dem Hinterhalt mit einem gezielten Schuss zu erledigen.

Danach braucht sich der intelligente Feuerleger eigentlich nur noch genüsslich zurückzulehnen und der panischen Masse zuzuschauen. Möchte er richtig Spaß haben, so wird er die herbeieilende Feuerwehr, die zwar keinen Brand zu löschen hat, aber dafür eine Tausendschaft panischer Feuerflüchter in den Griff bekommen muss, immer mal wieder ein wenig behindern indem er kleine Nebenschauplätze eröffnet auf denen weitere Hundertschaften hektisch ihre Scherflein sammeln und nebenher hilflose Drohungen gegen die Feuerwehr ausstoßen, die immer zu spät kommt, oder überhaupt nie und sowieso das letzte Mal nur Wasserschaden verursacht hat, obwohl es gar nicht gebrannt hat.

Nein, ich kaufe keinen Noni-Saft – ich rate auch jedem davon ab Noni-Saft zu kaufen und empfehle einen guten Fruchtsaft aus dem nächstbesten Laden – aber ich halte niemanden auf, der Noni-Saft kaufen will. Allerdings verschwende ich nicht meine Zeit damit mir anzuhören gegen was Noni-Saft alles hilft und die Einzelheiten der bösen Pharmaindustrie erspare ich mir auch.