Mittwoch, September 19, 2007

Kontrastreich simpel

Gesucht wird ein Sanfter mit starken Händen, ein verbindlicher Freiheitsliebender, ein kommunikativer Streibarer, ein normaler Verrückter, Selbstbewußter Fehlereingesteher, ein komplizierter Gelassener, spontaner Geduldiger, alltagserfahrener Sonntagsgenießender für Gemeinsames und Alleiniges, für Erotisches und Banales, für Zeit und Auszeit - ohne Aneinanderkleben aber mit Aneinanderhängen, ohne Erziehungsversuche aber mit Kompromissen. Gesucht wird ein erwachsener Mensch von einem erwachsenen Menschen.

Soweit die Anzeige, die ich in der SZ schaltete - natrülich auch in der vagen Hoffenung, dass sich interessante Menschen daraufhin bei mir reihenweise melden. *g* Aber eigentlich mehr um meiner Sehnsucht nach einem Gegenüber einen Ausdruck zu verleihen und sie gleichzeitig loszulassen.

Bekommen habe ich was zu erwarten war:

- ca.700 Klicks aufs Profil
- ein paar mal "Guten Morgen" gewünscht (siehe dazu letztes Posting)
- einen der es nicht verstand - und dies auch zugab
- einen kurzen Chat

Und bin ich jetzt enttäuscht? Nein. Ich habe nichts anderes erwartet.

Trotzdem, falls sich der oben Beschriebene noch irgendwo findet und angesprochen fühlt, darf er sich gerne bei mir melden.



Freitag, September 14, 2007

Zickig

Manchmal wird mir gesagt ich sei zickig.

Vielleicht ist das manchmal wahr - im allgemein gebrauchten negativen Wortsinn.

Manchmal allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass das Wort gerne gebraucht wird um eine zu recht zurückhaltende oder ablehnende Antwort, oder die nicht vorhandene Bereitschaft auf Anfragen im Sinne des Fragenden einzugehen, negativ zu bewerten -und vielleicht eine Verteidigungshaltung der als "zickig" bezeichneten Person (meist Frau) zu erreichen. Mag sein, die eine oder andere wehrt sich gegen das Wort zickig und wird dann brav und folgsam und kompromissbereit eher im Sinne des Gegenübers handeln.

Bei mir ist das nicht so. Wer mir ein "Guten Morgen" per mail oder PN schickt bekommt ein "Danke dir auch" zurück - nicht mehr und nicht weniger. Im alltäglichen Leben falle ich den Menschen die mir so begegnen auch nicht um den Hals wenn sie mir einen guten Morgen wünschen - ich grüße nur höflich zurück.
In der Kneipe auf der Party habe ich auch nie das Gefühl, ich müsste mit einem Gegenüber über meine Beziehungsvorstellungen oder gar meine sexuellen Vorlieben sprechen. Ich unterhalte mich da gerne über Alltägliches und Profanes, über gerade Aktuelles, übers Essen und das Wetter - Gott und die Welt im einzelnen und auch im besonderen. Mag sein, dass im Verlaufe des Gesprächs die Rede auch auf Beziehungen, vielleicht sogar auf sexuelle Vorlieben kommt. Wenn das so ist, dann ist dem immer ein längeres Gespräch vorausgegangen - ein hin und her von Worten - und gegenseitiges Interesse ist gewachsen. Ein karges "Hi" führt eigentlich nie zu Interesse meinerseits und schon gar nicht zum Bedürfnis dem Gegenüber etwas über mich mitzuteilen.

Ich bin in diesem Falle gerne "zickig" - wenn ich das im Internet auch so halte, wie ich es im realen Leben tue. Das Internet ist für mich nicht der allerletzte Versuch verzweifelt Menschen kennenzulernen - so dass ich mich an jeden Strohhalm klammere, der mir ein freundliches Lächeln schenkt.
Fast überall, wo ich mich virtuell aufhalte habe ich ein Profil, das Dinge von mir erzählt - oder zumindest einen Aufhänger für eine Kontaktaufnahme liefert, der über meine reine Anwesenheit im Internet oder in der Community hinausgeht. Wer zu faul ist zu lesen, wer zu bequem ist selbst zu denken, zu formulieren, zu schreiben - dem sei gesagt, ich bin mit Stolz "zickig"

Deshalb:

Betreten auf eigene Gefahr:

Donnerstag, September 06, 2007

Mehr braucht es nicht


Ich hab dich so vermisst
sagte sie

und ich nickte stumm am Telefon

es war so schön dich wieder zu vermissen
sagte sie

stimmt
sagte ich

Mittwoch, September 05, 2007

Pendel

In meinem Leben scheint es oft so zu sein, dass ich über einen längeren Zeitpunkt auslote, wo denn nun der richtige Standpunkt für mein Leben ist. Manchmal kommt das Pendel dabei zur Ruhe um später wieder langsam einzuschwingen - nicht zwischen Extremen - aber doch zwischen vermeintlich konträren Möglichkeiten - und kommt an anderer Stelle wieder zum stehen. So, dass der "Standpunkt" über einen längeren Zeitpunkt gesehen eher ein Pfad ist, manchmal ein breiter Weg, der sich durch mein Leben schlängelt.

Früher dachte ich (Standpunkt), dass es Dinge gibt die unveränderlich sind - Grundsätze im Leben, die Halt und Geländer auf einem geraden Weg sind, Gegebenheiten der Natur oder eines Gottes. Von diesem Punkt habe ich mich - wenn auch mühsam und langsam - schon lange fortbewegt.

Konstanten sind wenige geblieben, so z.B. mein Verständnis von Freundschaft, meine Abneigung dagegen anderen bewußt zu schaden, selbst dann, wenn ich mich über sie ärgere.

Mein Bild von Frauen - und von Männern - ändert sich immer mal wieder. Meine harte Emanzipationszeit liegt hinter mir - in der ich meinte beweisen zu müssen alles zu können, dann konnte ich "alles" und tat nur noch das was mir davon auch Spaß machte - und jetzt stelle ich fest ich kann doch nicht "alles", bin endlich da angekommen nicht (kaum) noch beweisen zu müssen und muss auch tun was mir keinen Spaß macht - es sei denn ich kann es delegieren, auch an Männer - nur das hilflose Weibchen lag noch nie in Reichweite meines Pendels, nicht mal dann wenn es sich angeboten hätte und es mir niemand übel genommen hätte.
Männer - achherrje - ein tolles Thema für zwei Frauen mit schlechter Ehe. Stundenlang haben wir uns damals ausgetauscht, Klischees gepflegt und herzlich gelacht. Es waren schöne Stunden, ich möchte sie nicht missen. Dann trat der Biologismus an die Stelle der Klischees und belegte so schön, warum Männer so sind wie sie sind, und was sie so alles nicht können (Stichwort: Männer sind simpel) um im gleichen Atemzug zu betonen, dass ich aber nicht etwa - als Frau - irgendwie ein schlechteres räumliches Vorstellungsvermögen hätte..... Well. Der Biologismus taugt gut für pseudowissenschaftlich untermauerte Klischees - sehr gut.
Gerade zieht mein Pendel ruhige Bahn - ich gehe davon aus, dass ich Menschen um mich habe, die unterschiedliche Eigenschaften haben - und ich stelle fest: Es macht das Leben, mein Leben und Empfinden einfacher.

SM - da hat es routiert das Pendel - jahrelang. Sind die Träume und Phantasien so alt wie meine Erinnerungen, so ist doch die bewußte Beschäftigung mit dem Thema mit unendlich vielen Ängsten besetzt gewesen. Ich habe über mehrere Jahre gelesen und in Foren und Chats diskutiert, mit einer Mischung aus Sehnsucht und Angst vor Veränderungen meiner selbst, die ich nicht mit meinem Menschenbild hätte in Einklang bringen können. Später kamen Kontakte über den Stammtisch zustande - auch dort, viele Gespräche - wenige über Konkretes, die meisten über die Gefühlswelt, das Warum und das Selbstverständnis.
Mit den unglaublichen Glück für "meinen SM" einen langvertrauten Menschen neu zu entdecken und gemeinsam ein paar Schritte auf die dunkle Seite des eigenen Ichs zu gehen, hat sich schließlich endlich ein gutes Gefühl eingestellt, so dass das Pendel gerade mit einem Lächeln ruht. Es ist alles so einfach - und schlussendlich ist es nur Sex in einer etwas anderen Variante. Ich bin froh, hätte ein reales Eintauchen in meine Phantasien bedeutet, dass meine Alltag sich verändern müsste - so hätte der schnöde Alltag den Vorrang bekommen, bei allem Bedauern.

Ab und zu allerdings schweift der Blick über Gefilde, die mein Pendel nicht umfasst, Gebiete, die es selten berührte, oder die schlichtweg zu weit entfernt sind um sie im Moment zu erforschen. Manchmal entstehen dabei Sehnsüchte, Wünsche - die real und brennend sein können, aber deren Erfüllung unwahrscheinlich ist - selbst dann, wenn andere dort die Pfade ihres Lebens ziehen. Lange bin ich immer mal wieder an diesen "outbacks" verzweifelt, meint sie doch erobern zu müssen - unbedingt. Ich habe darum gekämpft und immer verloren. Dabei habe ich manchmal aus dem Blick verloren, wie schön die "Heimat" ist. Ähnlich ist es mit der schönen Burg hier - 10km entfernt. Ich wohne fast 20 Jahre in der Gegend und war noch nie da. Nein, ich habe sie nicht gestrichen, die Outbacks, ich stehe lediglich nicht mehr ständig auf meinem Aussichtsturm in fremde Welten, sondern durchstreife meine eigenen Gefilde - und ab und an - ganz überraschend finde ich mich doch im Outback wieder. Manchmal hält es was es verspricht, manchmal nicht.

Von einem Blick vom Aussichtsturm handelt das folgende Gedicht. Nachdem ich die Sehnsucht durchlitten habe - das Outback nicht besucht und nicht erstritten - geht es mir umverschämt gut - mit mir selbst und damit wie ich bin.

Manchmal