Freitag, September 14, 2007

Zickig

Manchmal wird mir gesagt ich sei zickig.

Vielleicht ist das manchmal wahr - im allgemein gebrauchten negativen Wortsinn.

Manchmal allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass das Wort gerne gebraucht wird um eine zu recht zurückhaltende oder ablehnende Antwort, oder die nicht vorhandene Bereitschaft auf Anfragen im Sinne des Fragenden einzugehen, negativ zu bewerten -und vielleicht eine Verteidigungshaltung der als "zickig" bezeichneten Person (meist Frau) zu erreichen. Mag sein, die eine oder andere wehrt sich gegen das Wort zickig und wird dann brav und folgsam und kompromissbereit eher im Sinne des Gegenübers handeln.

Bei mir ist das nicht so. Wer mir ein "Guten Morgen" per mail oder PN schickt bekommt ein "Danke dir auch" zurück - nicht mehr und nicht weniger. Im alltäglichen Leben falle ich den Menschen die mir so begegnen auch nicht um den Hals wenn sie mir einen guten Morgen wünschen - ich grüße nur höflich zurück.
In der Kneipe auf der Party habe ich auch nie das Gefühl, ich müsste mit einem Gegenüber über meine Beziehungsvorstellungen oder gar meine sexuellen Vorlieben sprechen. Ich unterhalte mich da gerne über Alltägliches und Profanes, über gerade Aktuelles, übers Essen und das Wetter - Gott und die Welt im einzelnen und auch im besonderen. Mag sein, dass im Verlaufe des Gesprächs die Rede auch auf Beziehungen, vielleicht sogar auf sexuelle Vorlieben kommt. Wenn das so ist, dann ist dem immer ein längeres Gespräch vorausgegangen - ein hin und her von Worten - und gegenseitiges Interesse ist gewachsen. Ein karges "Hi" führt eigentlich nie zu Interesse meinerseits und schon gar nicht zum Bedürfnis dem Gegenüber etwas über mich mitzuteilen.

Ich bin in diesem Falle gerne "zickig" - wenn ich das im Internet auch so halte, wie ich es im realen Leben tue. Das Internet ist für mich nicht der allerletzte Versuch verzweifelt Menschen kennenzulernen - so dass ich mich an jeden Strohhalm klammere, der mir ein freundliches Lächeln schenkt.
Fast überall, wo ich mich virtuell aufhalte habe ich ein Profil, das Dinge von mir erzählt - oder zumindest einen Aufhänger für eine Kontaktaufnahme liefert, der über meine reine Anwesenheit im Internet oder in der Community hinausgeht. Wer zu faul ist zu lesen, wer zu bequem ist selbst zu denken, zu formulieren, zu schreiben - dem sei gesagt, ich bin mit Stolz "zickig"

Deshalb:

Betreten auf eigene Gefahr:

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja, darüber könnte man ganze Bücher schreiben! Die geistige Armut, die offensichtlich bei vielen Männern herrscht, wenn es darum geht, eine Frau anzusprechen, ist immer wieder beeindruckend!

Als ich noch jünger und bedürftiger war, hab' ich das Spiel mitgespielt und den ach so sprach- und ideenlosen Herren die Würmer aus der Nase gezogen. Das mache ich lange schon nicht mehr, denn: wer schon am Problem scheitert, mir irgend einen interessanten Anreiz für ein Gespräch zu bieten (für das ich ja jede Menge Anknüpfungspunkte biete), der wird auch bei "allem weiteren" eher Last und Mühe als Lust und Freude mit sich bringen.